HSL - PERSÖNLICH

Nach dem Feierabend auf Goldkurs - als Nationaltrainer Kanupolo

HSW-Geschäftsführer Björn Zirotzki spielt nicht nur beruflich in der ersten Liga. Im Kanupolo hat er alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Sein jüngster Erfolg: Bei den nichtolympischen Spielen, den World Games 2022 in Birmingham (USA), hat er als Bundestrainer mit seiner Nationalmannschaft Gold geholt.  

Zusammen mit der achtköpfigen deutschen Kanu-Polo-Nationalmannschaft siegte Björn Zirotzki im Finale der World Games in Birmingham (USA) mit 6:1 gegen Frankreich. 

Zirotzki hat zwei herausfordernde Jobs. Tagsüber ist er engagierter HSW-Geschäftsführer, in seiner Freizeit leidenschaftlicher Trainer der Nationalmannschaft im Kanupolo. In beidem erfolgreich zu sein, erfordert aus seiner Sicht vor allem eines: Disziplin. Diese hat er schon früh aufgebracht, zunächst für seine Karriere als Amateurspieler in der ersten Bundesliga und Nationalmannschaft. „Der Einsatz, um ganz oben mitzuspielen, ist hoch. Das bedeutet zwei Trainingseinheiten pro Tag, sieben Mal die Woche. Die erste morgens um sieben Uhr vor der Arbeit, die zweite nach Feierabend.“ Für Zirotzki hat sich der Schweiß gelohnt. Die Bilanz ist beeindruckend: viermal deutscher Meister, fünfmal Gewinner der Europameisterschaften, zweimal Gold bei den Weltmeisterschaften und dreimal Gold bei den World Games. Der Sport hat ihn auch im Beruf vorangebracht: „Beide Tätigkeiten fordern mir täglich vorbildliches Verhalten, Ehrgeiz und Motivation ab.“ 

Mit 40 Jahren tauschte er das Kanu gegen die Trainerbank. Der runde Geburtstag war für Zirotzki eine Schallgrenze: „Ich war müde, auch bei Minus drei Grad auf dem Wasser zu sein, die Regenerationszeit nahm zu, auch die Familie spielte bei dem Entschluss eine große Rolle.“ Genau in diesem Moment öffnete sich eine neue Tür, Zirotzki wurde als Trainer der Nationalmannschaft nominiert. Das war vor sechs Jahren. Seitdem ist er genauso viel unterwegs wie vorher. Zirotzki veranschaulicht: „Von Mai bis August ist im Kanupolo Hochsaison. In diesem Zeitraum bin ich im Durchschnitt zwei Wochenenden zu Hause.“ Den Rest der Zeit stehen Trainingslager, Testspiele und Turniere in Deutschland und Europa auf dem Programm. Oft ist seine inzwischen sechsjährige Tochter als Zuschauerin mit dabei. In diesem Jahr führten ihn die Wettkämpfe unter anderem nach Frankreich, Belgien, Italien und Polen. Gekrönt war das Jahr 2022 mit den World Games 2022 in Birmingham (USA). Zusammen mit seinem achtköpfigen Team gelang ihm mit der deutschen Kanupolo-Nationalmannschaft im Finale mit 6:1 der entscheidende Sieg gegen Frankreich.  

Doch auch, wenn ihm das alles wichtig ist und sich richtig gut anfühlt, wird ihm das Jahr 2018 als einschneidend in Erinnerung bleiben. „Vier Wochen vor der damaligen Weltmeisterschaft rief mich einer meiner Spieler an, klagte über starke Kopfschmerzen und Orientierungsverlust. Das war mein letztes Gespräch mit ihm.“ Er verstarb zwei Tage später – mit 25 Jahren an Meningitis. „Da wird einem plötzlich schmerzlich bewusst, wie kurz das Leben sein kann.“ Den Schock kann er noch heute nachspüren. „Ganz bewusst haben wir die Entscheidung getroffen, dennoch in Kanada anzutreten – gerade für den Mitspieler, obwohl wir mit dem Kopf gar nicht richtig dort waren. Den WM-Titel haben wir für unseren Mannschaftskollegen nach Hause gebracht“, sagt Zirotzki.  

Diese Erfahrung prägt auch seinen Trainingsstil. Der Teamgeist und die Mannschaft stehen für Zirotzki immer an erster Stelle. Es geht um eine Gemeinschaftsleistung, bei der alle wissen, worauf es ankommt. „Ein Gehabe um Superstars findet man in der deutschen Kanupolo-Nationalmannschaft nicht“, stellt er klar. Viele seiner Entscheidungen trifft er aus dem Bauch heraus: „Ich habe einen guten Blick und weiß, woran wir arbeiten müssen, um erfolgreich zu sein.“  Sein Gefühl ist aber weit mehr als eine Intuition. Aus Zirotzki sprechen fast 40 Jahren Leben mit der Sportart.  Sein Vater, selbst im Kanupolo im aktiv, nahm ihn schon von Kindesbeinen an zum Training mit. Sein Verein, 1. Meidericher Kanu-Club Duisburg, befand sich gerade einmal zwei Kilometer von seinem damaligen zu Hause entfernt. Auch seine Frau hat er über den Kanu-Sport kennengelernt. Dementsprechend trägt und lebt die Familie das ambitionierte Hobby mit – auch in finanzieller Hinsicht.  

Denn bis 2021 war das Engagement als Nationaltrainer für Kanupolo ein Ehrenamt, für das es so gut wie keine Zuschüsse gab. Auf der Kostenseite stehen neben dem reinen Zeitaufwand jedes Jahr Investitionen in ein neues Kanu für etwa 2800 EUR, Paddel für mehr als 400 EUR sowie die Fahrtkosten zu den meisten Turnieren, umreißt Zirotzki. Doch zum Glück profitiert die Nationalmannschaft mittlerweile von einer Bundesförderung für nicht olympische Sportarten. „Das gute Abschneiden bei den World Games sichert uns in der Regel den Zuschuss für die kommende Saison. Das ist für uns auch ein Ansporn“, sagt Zirotzki.  

Ein Blick auf die Agenda holt ihn zurück in seinen beruflichen Alltag. Donnerstag geht es nach Norwegen zum HSW-Anteilseigner Wilson zum Jahresabschluss-Termin, am Freitag zur HSW-Weihnachtsfeier in Duisburg, das Wochenende verbringt der Trainer mit seiner Nationalmannschaft in Stettin (Polen). Dabei ist noch nicht einmal Saison.   

Über Kanupolo
Kanupolo ist eine Mischung aus Football, Basketball und Kanufahren. Es treten zwei Teams mit je fünf Personen gegeneinander an, wobei mit einem fliegenden Torwart gespielt wird. Die Spieler sitzen in kleinen und wendigen Einerkajaks und versuchen, den Ball mit der Hand oder mit dem Paddel in das gegnerische Tor zu bringen. Die Spielzeit beträgt zweimal zehn Minuten. Deutschlandweit sind über 1000 SportlerInnen in mehr als 100 Vereinen in dieser Sportart aktive. Für Männer und Frauen besteht eine erste und zweite Bundesliga.  

Bildquelle: privat




Der Artikel hat Ihnen gefallen? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie ihn über einen der folgenden Share-Buttons mit Ihrem Netzwerk teilen. Vielen Dank dafür.