Editorial

die Digitalisierung und Dekarbonisierung bestimmen die Schlagzeilen. Die uns vertraute Arbeitswelt ist im Umbruch und bietet aus unserer Sicht enorme Chancen für Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Wir wollen Teil dieser Zukunft sein.

Deshalb haben wir uns in den vergangenen Monaten aktiv damit auseinandergesetzt, wie wir diese gewichtigen Einflussfaktoren zu unserem Vorteil nutzen können. Für uns ist klar: Der Mensch steht als Grundpfeiler unserer Unternehmensphilosophie im Mittelpunkt. Die „Künstliche Intelligenz“ und „Dekarbonisierung“ sind unsere Werkzeuge, um uns innovativ und zukunftsfähig aufzustellen.  

Konkret machen wir unser Team, auch in Bezug auf KI, zukunftsfit: Wir setzen dabei auf eine lernförderliche Arbeitsgestaltung, neue Qualifikationen beim Nachwuchs und die Schulung von „Soft Skills“. Unser Ansatz „der Mensch im Mittelpunkt“ beinhaltet ebenso unsere Kunden und Partner. Die zunehmend vernetzten, digitalen und komplexen Logistikprozesse erfordern langfristige sowie ganzheitliche Lösungen. Wir wollen diese gemeinsam mit unseren Partnern als One-Stop-Konzept aufbauen, pflegen und weiterentwickeln. 

Der unternehmensübergreifende Datenaustausch ist dabei selbstverständlich.  Neben dem „Datenpush“ setzen wir zusätzlich auf Portale, über die alle berechtigten Transportbeteiligten Informationen in Echtzeit abrufen können. Dies vermeidet digitale Umwege. Eine Plattform schafft die Möglichkeit, direkt und gemeinsam virtuell am Packstück zu arbeiten. 

Auch in Bezug auf die Kommunikation wollen wir die KI als zusätzlichen Kanal etablieren, ergänzend zu dem persönlichen Kontakt via Telefon, Videokonferenz oder Geschäftsbesuch.  

Doch nicht nur die Digitalisierung hat unsere Aufmerksamkeit. Die Dekarbonisierung entlang der Lieferkette ist für uns unter der Prämisse „so viel Schiff und Bahn wie möglich, so viel Lkw wie nötig“ ein Kernanliegen. Deshalb treiben wir die Nutzung von alternativen Antrieben und umweltfreundlichen Lösungen auf der ersten und letzten Meile konsequent voran. Ein E-Lkw ist bereits erfolgreich im Containerverkehr etabliert. Nun stehen Tests mit HVO-Diesel und der Einsatz von E-Lkw für konventionelle Ladung auf unserer Agenda.

Im Gleichschritt und innerhalb der Gruppe tun sich – getragen von Digitalisierung und Dekarbonisierung – auch Chancen für eine weitere Diversifizierung auf. Denn die Wirtschaft braucht innovative und nachhaltige Logistikkonzepte für alle Bedarfe. Wir haben die Kompetenz und Assets – von der Metalllogistik über Konsumgüter bis hin zu Projektladung sind wir für Sie der richtige Partner. Lassen Sie uns ins Gespräch kommen und die Zukunftsthemen gemeinsam bewegen. 

Ihr Heiko Brückner 
CEO Haeger & Schmidt Logistics                                                                                                                 

Ihr Stefan Hütten
COO Haeger & Schmidt Logistics

Nachhaltige Schiffstransporte

Das Roche-Areal der ehemaligen Mischdeponie „Kesslergrube“ in Grenzach-Wyhlen (nahe Basel) ist seit Ende März 2022 „chemiefrei“.  Ende Juni 2024 wurde das Sanierungsprojekt erfolgreich beendet. Auch logistisch war das 10-Jahres-Langzeitprojekt eine Meisterleistung. Haeger & Schmidt Logistics (HSL) bildete mit über 250 Schiffstransporten einen Teil der umweltfreundlichen Transportkette ab. 

Am 1. Oktober 2015 startete die Roche Pharma AG im südbadischen Grenzach-Wyhlen mit einem offiziellen Spatenstich die Sanierungsarbeiten ihres Teils der ehemaligen Mischdeponie „Kesslergrube“. Schlussendlich kam ein Erdaushub von über 360.000 t zusammen, wie Roche in seinem Abschlussbericht resümiert. Transportiert wurden die Massen fast ausschließlich mit der umweltfreundlichen Kombination aus Schiffs- und Bahnverkehr.

Für die Verladung des belasteten Erdreichs ließ Roche eigens 320 gasdichte und havariesichere 20-Fuß-Spezialcontainer fertigen. Diese wurden insgesamt 13.447-mal befüllt, gereinigt und zu den thermischen Entsorgungsanlagen verbracht. Der größte Teil – 13.082 Spezialcontainer – wurde per Schiff und Bahn abgefahren. 

Für die Verladung des belasteten Erdreichs ließ Roche eigens 320 gasdichte und havariesichere 20-Fuß-Spezialcontainer fertigen. Bildquelle: Pressefoto Roche

Nachhaltiges Logistikkonzept
Dafür entstand am Rheinufer des Sanierungsgeländes ein temporärer Schiffsanleger als zentrales Element der Sanierungslogistik. Dort lag das von HSL eingesetzte Schiff „MS Kenyro“ bereit, das mit 110 m Länge genug Platz bot, um die Container bis zu den beiden Bahnverladestationen zu transportieren. „In Spitzenzeiten verluden wir wöchentlich etwa 100 Container in den Schweizer Rheinhafen Auhafen von Muttenz und etwa 10 bis 15 Container in den Hafen Weil am Rhein. Das waren schon beeindruckende Mengen“, berichtet Toni Nicolay, Niederlassungsleiter von Haeger & Schmidt Logistics (HSL) Neuenburg. Als Entsorgungsfachbetrieb oblag es HSL außerdem, darauf zu achten, dass alle Zulieferer die notwendigen Genehmigungen hatten.

BU: Insgesamt 13.082 Spezialcontainer wurden per Schiff und Bahn abgefahren. 
Bildquelle: Pressefoto Roche

Zeitlich gut getaktet
Auch den zeitlichen Ablauf umreißt Nicolay: „Das mit den befüllten Spezialcontainern beladene Schiff verließ in der Regel am Abend den Anleger in der Kesslergrube in Richtung der Rheinhäfen. In der Nacht erfolgte der Umschlag auf die Schiene. Parallel wurden leere Container auf das Schiff verladen, welche die, MS Kenyro‘ am frühen Morgen wieder an der Sanierungsbaustelle bereitstellte.“ 

Für die beladenen Container ging es in den Rheinhäfen per Bahn weiter zu den thermischen Entsorgungsanlagen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Insgesamt kamen laut dem Abschlussbericht 277 Zugfahrten zusammen.  

Geschützt durch Einhausung 
In die Komplettsanierung hat Roche nach eigenen Angaben 239 Mio. EUR investiert. Dazu gehörte auch die schallgedämmte und luftdichte Einhausung des Sanierungsbereichs, um zu verhindern, dass während des Aushubs Schadstoffe in die Umwelt gelangten. Mit über zehn Livekameras überwachte die Leitstelle den gesamten Aushub- und Verladeprozess innerhalb der Einhausung und die Verladung auf das Schiff. Zusätzlich gaben Wärmebildkameras Aufschluss über unerwünschte Wärmeentwicklungen im ausgehobenen Erdmaterial. 

An die Sanierung schloss sich eine Renaturierung des Rheinufers im Bereich des ehemaligen temporären Schiffsanlegers an. Gleichzeitig konnte das sanierte Gelände wieder einer wertschöpfenden gewerblich-industriellen Nachnutzung zugeführt werden. Mit dem Abschluss der Sanierung der Kesslergrube steht einer gewerblich-industriellen Nachnutzung des Areals laut Roche nichts mehr im Weg. 

Weitere Infos unter https://www.roche.de/unternehmen/was-uns-antreibt/umwelt-nachhaltigkeit/kesslergrube

10 Jahre HSW Logistics

Im Oktober 2014 begann die Erfolgsgeschichte von HSW Logistics, einem Joint Venture der norwegischen Wilson Eurocarriers und Haeger & Schmidt Logistics (HSL). Seitdem hat sich HSW Logistics zu einem der führenden Anbieter von Short-Sea-Verbindungen in Europa entwickelt.

Das Unternehmen mit Sitz in Duisburg bündelt die Erfahrungen und Kompetenzen der Short-Sea-Aktivitäten von Wilson und der HSL-Gruppe. Das Team aus Logistikexperten kombiniert die für den Kunden optimalen Transportketten aus den Bereichen Binnenschifffahrt, Projektlogistik und Umschlag/Lagerung mit eigenen Short-Sea-Liniendiensten nach Großbritannien und Norwegen.

Elf Jahre ist es her, dass die Idee eines Joint Ventures nach Sondierungsgesprächen schnell Formen annahm. HSW-Geschäftsführer Björn Zirotzki blickt zurück: „Beide Unternehmen suchten eine Möglichkeit der Weiterentwicklung. Bei HSL ging es primär um den Zugriff auf die Flotte und bei Wilson um den Marktzugang und das HSL-Netzwerk in Deutschland.“ Auch die sich ergänzenden Unternehmenswerte und Kompetenzen passten perfekt zusammen. Die norwegische Reederei Wilson betreibt rund 130 Küstenmotorschiffe. Ein Alleinstellungsmerkmal der HSL ist das Angebot nachhaltiger Verkehre entlang der Rheinschiene mit einem eigenen trimodalen Terminal in Duisburg. 

Als Team haben es die heute zehn Mitarbeiter:innen, von denen sieben seit der Gründung am 1.10.2014 dabei sind, geschafft, eine gemeinsame Unternehmenskultur zu formen. HSW-Prokuristin Daniela Kirsch bestätigt: „Wir fühlen uns sowohl bei HSL als auch bei Wilson als Teil der Familie und können die Stärken beider Unternehmen für uns nutzen.“

Linien- und Charterverkehre ergänzen sich
Ein Schwerpunkt des HSW-Geschäfts sind die Linienverkehre von und nach Norwegen und Großbritannien. „Dieses Geschäftsfeld macht rund 70 Prozent des Volumens aus. Etwa 30 Prozent steuert das Chartersegment bei“, ordnet Zirotzki ein. Eine Besonderheit der Linienverkehre ist die flexible Gestaltung innerhalb der Woche, die sich nicht an einem starren Fahrplan orientiert. Der HSW-Geschäftsführer konkretisiert: „Die wöchentlichen Abfahrten werden in Abstimmung mit allen Beteiligten und unter Berücksichtigung des Tagesgeschäfts festgelegt.“ Auch bei der Schiffsgröße werden verschiedene Varianten angeboten. Je nach Bedarf kann Schiffsraum mit Tonnagen zwischen 1.600 und 2.700 t zur Verfügung gestellt werden.

Win-Win für alle Beteiligten
Das Joint Venture ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. „Wir haben unsere Marktposition im Bereich der Liniendienste deutlich gestärkt“, erklärt Zirotzki. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Marktumfeld wider. Inzwischen ist HSW alleiniger Anbieter eines Liniendienstes nach Norwegen und Marktführer im Liniendienst nach Großbritannien. 

Wie der Short-Sea-Spezialist unter dem neuen Dach mehr Geschäft darstellen konnte, zeigt der Manager anhand der Flotte. Im Großbritannien-Verkehr konnte die Flotte von ursprünglich drei auf fünf Time-Charter-Schiffe ausgebaut werden. Die derzeit für HSW fahrenden Schiffe heißen H&S Fairness, H&S Honesty, H&S Wisdom, H&S Bravery und H&S Patience. Parallel zur Flottenerweiterung hat sich die Anzahl der Häfen von einem auf drei erhöht. Neu angelaufen werden die Häfen Boston, Flixborough und Seaham. „Damit können wir die gesamte Ostküste abdecken und verschiedene Endempfänger in den einzelnen Regionen Großbritannien gut bedienen“, nennt Zirotzki die Vorteile. 

Unterstützt wird der operative Ablauf durch eine sehr gut ausgebaute IT-Struktur, so dass sich kurzfristige Änderungen flexibel und schnell umsetzen lassen. „Viele Kundenwünsche wurden in den letzten Jahren Schritt für Schritt umgesetzt, um einen exklusiven Service zu bieten.“

HSW feierte standesgemäß im Headquarter in Duisburg mit Kunden, Partnern, Wegbegleitern und Kollegen. Fotoquelle: HSW

Stärkung der gesamten Multimodalität
Seit ihrer Gründung hat sich die HSW vom Spezialisten für Short-Sea-Verkehre zu einem Dienstleister entwickelt, der alle Leistungen entlang der Supply Chain in einer Hand bündelt. Als Beispiel nennt Zirotzki einen wöchentlichen Direktzug zwischen Boston und Swindon sowie den West Midlands, um Stahlcoils nachhaltig zu den Werken in Großbritannien zu transportieren. Die Lieferung erfolgt Just-in-Time, zum Beispiel für die Produktion des BMW MINI Cooper. Auf dem Supply-Chain-Gedanken basiert auch die Gründung des HSW-Hubs in Seaham. Der Standort 200 Kilometer nördlich von Boston ermöglicht eine weitere Reduzierung der Lkw-Kilometer auf der letzten Meile. „Unser Fokus liegt nicht mehr ausschließlich auf dem Short-Sea-Geschäft, sondern umfasst nun die gesamte Transportkette. Unser strategischer Ansatz zielt darauf ab, die Multimodalität insgesamt zu stärken“, erklärt Zirotzki. 

PSA Breakbulk – Ineos-Großprojekt

Im Hafen Antwerpen baut der Chemiekonzern Ineos nach eigenen Angaben die nachhaltigste Ethylen-Cracker-Anlage in Europa auf und bringt dafür mit 5 Mrd. EUR die größte Investitionssumme seit über 20 Jahren in der europäischen Chemieindustrie auf. Das exklusive Sammel- und Bereitstellungslager für das Gigaprojekt übernimmt der Terminalbetreiber PSA Breakbulk, ein Joint Venture der Felbermayr-Gruppe, Haeger & Schmidt Logistics (HSL) und PSA Antwerp. 

Knapp 100.000 m2 Fläche stehen am Churchill Dock von PSA Breakbulk ausschließlich für die Projektladung von Ineos bereit. „Seit Anfang des Jahres hat das Projekt richtig Fahrt aufgenommen“, berichtet Dennis Verbeeck, Geschäftsführer von PSA Breakbulk, und zeigt auf die Anlegestellen, „dort haben wir seit Beginn des Jahres etwa 30 vollbeladene RoRo- und Schwergutschiffe für Ineos abgefertigt.“ Die Fracht trifft aus allen Teilen der Welt ein – angeführt von Fernost – aber auch Hersteller aus dem Mittleren Osten sowie der Türkei, Spanien und Italien sind Zulieferer. 

Seit Beginn des Jahres hat PSA Breakbulk etwa 30 vollbeladene RoRo- und Schwergutschiffe für Ineos abgefertigt. Bildquelle: Gosselin

Exklusive Sammel- und Bereitstellungslogistik
Doch der Terminaldienstleister übernimmt nicht nur das beeindruckende Handling der hochgewichtigen Fracht mit Einzelgewichten bis zu 1.000 t. PSA Breakbulk ist offizieller Vertragspartner von Ineos für das Sammel- und Bereitstellungslager. Damit fungiert das Terminal als Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteuren wie Transport- und Logistikunternehmen, Bau- und Ingenieurfirmen und weiteren Dienstleistern und koordiniert sämtliche Tätigkeiten auf dem Gelände. „Projekt Cargo Ecosystem“ nennt Verbeeck die Kompetenz, die sein Unternehmen aufgebaut hat, um gebündelt solche Projekte mit Umschlag, Hinterlandanbindung, Schwergutumschlag und ganzheitlichen Transportkonzepten abzubilden. 

Felbermayr mit Equipment an Bord
Für den Umschlag setzt Verbeeck auf den „Big Felb“, den eindrucksvollen Schwergutkran, der auch „die dicksten Brocken“ professionell und sicher heben kann. Dazu kommt diverses Heavy-Lift-Equipment aus der Felbermayr-Gruppe, beispielsweise Self-Propelled Modular Transporter (SPMT) – das sind Modulfahrzeuge mit eigenem Antrieb. Neben den bis zu 60 Mitarbeiter:innen von PSA Breakbulk ist auch Personal von Felbermayr mit eingebunden, das die Krankompetenz beim Handling der schweren, hochwertigen und sensiblen Einzelteile einbringt. „Die Gewichte variieren zwischen 100 und 1.000 t. Manche Sendungen sind bis zu 100 m lang“, verdeutlicht Verbeeck. 

Just-in-Sequence-Lagerung
Sobald die Eingangskontrolle erfolgt ist, werden die Projektteile „Just in Sequence“ zwischengelagert. „Wie bei einem Puzzle müssen wir darauf achten, dass die Teile optimal zusammenpassen. Die Einzelelemente werden in der Reihenfolge gelagert, in der sie direkt weiterverarbeitet werden können“, verdeutlicht Verbeeck. Dies geschieht im Rahmen der Vormontage auf dem Churchill Dock durch die verschiedenen Bauunternehmen und Ingenieure, die Hand in Hand mit PSA Breakbulk zusammenarbeiten. 

Per Ponton ins nahegelegene Chemie-Cluster
Die teilmontierten Bauelemente werden im Anschluss auf einen schwimmenden Ponton verladen und unabhängig von den Gezeiten durch den Hafen an die nur sechs Kilometer entfernte Baustelle angeliefert. Der Erweiterungsbau von Ineos ist Teil des Petrochemie-Clusters Antwerpen, welches das zweitgrößte der Welt nach Houston ist. Der „Go Live“ für die nachhaltigste Ethylen-Cracker-Anlage von Ineos ist für 2028 geplant. „Für den Terminalbetreiber PSA mit vielen eigenen Standorten weltweit handelt es sich bei Ineos auch um ein Leuchtturmprojekt, nach dessen Vorbild weitere Großbauvorhaben in Belgien oder in anderen Häfen auf der Welt abgebildet werden könnten“, sagt Verbeeck mit Blick auf den integrativen Ansatz des Joint Ventures. 

Eine starke Verbindung

Eine komplette Abfüllanlage für Getränke galt es, von Paderborn nach Brasilien zu verlagern. Der Zeitrahmen war sportlich. Vom Auftragseingang bis zur Umsetzung blieben weniger als drei Wochen. Im Teamwork setzten Felbermayr und Haeger & Schmidt Logistics (HSL) den Vortransport bis zum Verladehafen Antwerpen erfolgreich um. Das Best-Practice-Beispiel zeigt das Konzept des One-Stop-Shoppings innerhalb der Gruppe. 

Normalerweise sind die verschiedenen Elemente einer Getränke-Produktionslinie fest miteinander verzahnt. Doch eigentlich besteht sie aus vielen Einzelteilen. Im Falle des Projekts in Paderborn umfasste die Abfüllanlage acht große Elemente, die für die Verlagerung nach Brasilien getrennt voneinander und in stabile Seekisten verpackt wurden. Hinzu kam etliches Zubehör, eingestaut in 28 Container. 

Der Auftrag für den Vortransport von Paderborn bis zum Seehafen Antwerpen kam von dem niederländischen Logistiker Kaiser Projects aus Rotterdam. Die besondere Anforderung war, dass alle Einzelteile punktgenau zur Schiffsabfahrt im Seehafen eintreffen mussten, da sie auf einem Bill of Lading reisten. Den Weg bis dahin legte die Fracht allerdings auf drei verschiedenen Transportwegen zurück, für die Felbermayr und HSL jeweils ihre Kompetenzen bündelten. 

Linkes Bild: Die Seekiste hängt sicher am Haken von „Big Rocky“, dem Schwergutkran von Felbermayr, der bis zu 200 t heben kann. Bild rechts: Zwei Schwergutkolli mit Übermaßen hat Felbermayr im Rahmen des Projekts über seinen Schwerlasthafen in Krefeld verladen.
Bildquelle: Felbermayr

Projekt- und Containerlogistik aus einer Hand
Der Auftraggeber Kaiser Projects profitierte von der starken Verbindung innerhalb der Gruppe, indem er eine Logistik-Komplett-Lösung in Form des One-Stop-Shoppings wählte. Für Geschäftsführer Etienne de Keizer, ein großer Vorteil: „Wir haben die Projekt- und Containerlogistik aus einer Hand erhalten. Dank des exzellenten Services und der guten Kommunikation wurde der Vorlauf optimal umgesetzt.“ Die Zuverlässigkeit stand für Kaiser Projects als junges Unternehmen, das im Mai 2024 eröffnete, im Mittelpunkt. Für den erfahrenen Projektlogistiker de Keizer, der die komplette Verlagerung bis nach Rio de Janeiro verantwortete, war es entscheidend, dass alle Transportabschnitte nahtlos ineinandergriffen. 

Wasserstraße für XXL-Ladung
In der operativen Abwicklung verzahnten Felbermayr und HSL ihre Leistungen aus dem Projektgeschäft und dem Container-Linienverkehr. Den Projektanteil übernahm Matthias Pichl, Niederlassungsleiter von Felbermayr Nürnberg. Für zwei der acht Kisten mit den Maschinen entschied er sich für eine Verladung per Binnenschiff: „Bei Einzelmaßen von 6,4 m Länge x 6,4 m Breite und 6,4 x 5,8 m ist die Wasserstraße ohne Beschränkungen und drohende Baustellen die sicherere Wahl. Mit unserem eigenen Schwergutterminal in Krefeld haben wir die optimalen Voraussetzungen für den entsprechenden Umschlag.“ Auch der Binnenschiffstransport bis Antwerpen wurde „Inhouse“ organisiert. Hier griff Pichl auf das Know-how der HSL-Division Inland Navigation zurück, die den Schiffraum zur Verfügung stellte und die Kisten sicher nach Antwerpen verschifften. Die restlichen sechs Kisten wurden parallel dazu über die Straße disponiert.

Nahtlose Übergabe
Als Partner für die zusätzliche Containerabwicklung empfahl Pichl die zur Gruppe gehörende Intermodal Division von HSL. An dieser Stelle übernahm Arne Matz, Branch Manager Region Nord, mit den Teams in Hamburg und Duisburg: „Wir haben die 28 x 40-Fuß-Container in unserem kombinierten Linienverkehr per Binnenschiff von Duisburg nach Antwerpen befördert.“ Dabei hatte HSL die Kontrolle über die gesamte Transportkette. Im Mittelpunkt stand für den Verlader, dass die Container über einen Zeitraum von drei Wochen sukzessive beladen und am HSL-Terminal in Duisburg zwischengelagert werden konnten. Die Verladung per Binnenschiff erfolgte dann gebündelt zum Wunschtermin mit dem von HSL eingesetzten Binnenschiff. 

Auftraggeber de Keizer ist rundum zufrieden: „Felbermayr war uns als langjähriger und zuverlässiger Partner für Schwergut und Sondertransporte bekannt. HSL überzeugte bei der erstmaligen Zusammenarbeit durch schnelle Reaktionszeiten sowie eine unkomplizierte und präzise Umsetzung.“

Über Kaiser Projects

Der niederländische Logistiker Kaiser Projects hat sein Unternehmen im Mai 2024 in Rotterdam eröffnet. Geschäftsführer ist der erfahrende Projektlogistiker Etienne de Keizer. Er bietet maßgeschneiderte Transportlösungen für alle Spezial-, Übermaß-, Schwergut- und Projekttransporte. Webseite Kaiser Projects


Dispositionskür

Eine gute Disposition bedeutet, dass ein Schiff nahe am, bestenfalls direkt im Löschhafen wieder neue Ladung aufnimmt. Für die „MS Henja“ ist dies der Division Projects von Haeger & Schmidt Logistics (HSL) gleich dreimal in Folge gelungen. Fabian Bartels von der Division Projects zeichnet den sechswöchigen Rundlauf nach.

„Wir können einem einzelnen Schiff kaum Rundläufe bieten, da unsere Transporte selten terminlich zusammenpassen und oftmals viele verschiedene Fahrtgebiete betreffen. Aber manchmal passt es einfach“, freut sich Bartels. Insgesamt drei Transporte, einen Urlaub und eine Zwischenreise konnte die „MS Henja“ non-stop für sich verbuchen. 

Transport 1: Brückenteile ex Spelle nach Krefeld 
Die Serie begann Mitte Juni dieses Jahres mit dem Transport von zwei Brückenteilen ab Spelle, die für das Schwergutterminal von Felbermayr in Krefeld bestimmt waren. Die Vorbereitungen dafür beinhalteten, die „MS Henja“ zunächst in der Nähe von Spelle mit zahlender Ladung in Position zu bringen, um eine kostenintensive Leeranfahrt zu vermeiden. „Dies gelang in Zusammenarbeit mit unserer Division Inland Navigation, die mit der „MS Henja“ Hüttensand ab Duisburg nach Dörenthe nahe Spelle beförderten“, erklärt Bartels. Im Anschluss nahm das Schiff die Projektladung in Spelle an Bord. Die Herausforderung dabei waren die niedrigen Brückenhöhen mit unter 4,25 m Höhe vor dem Abgangshafen. Die geladenen Brückenteile mit ihrem geringen Gewicht verliehen der „MS Henja“ nicht den erforderlichen Tiefgang. Die Lösung hatte das Spezialschiff selbst an Bord. Es verfügt über entsprechende Ballastzellen, in die sich zum Ausgleich Wasser pumpen lässt. 

In Walheim nahm die „MS Henja“ drei Tanks auf. Zwei von ihnen maßen im Durchmesser 6,30 m. Bildquelle: HSL

Transport 2: Tunnelbohrteile ex Ibbenbüren nach Kehl 
Nach der Entladung der Brückenteile in Krefeld ging es ein Stück zurück über den Rhein, den Rhein-Herne-Kanal, den Dortmund-Ems-Kanal und den Mittellandkanal nach Ibbenbüren. Dort wartete der nächste Auftrag aus der HSL-Gruppe (Neuenburg am Rhein) auf die „MS Henja“. Es gab Tunnelbohrteile nach Kehl zu transportieren. Gut getaktet ging es für die Konstruktionteile, die im Empfangshafen Kehl direkt auf Lkw umgeladen wurden, just in time zur Baustelle. 

Verschnaufpause und Zwischenreise
Für den Schiffer schloss sich an diese Fahrt ein zweiwöchiger Urlaub an. Doch damit war die „Serie“ noch nicht beendet. Denn die nächste HSL-Verladung war in Walheim sozusagen in Griffweite. Um die Anfahrt auf den Ladeort wirtschaftlich zu gestalten, beförderte die „MS Henja“ auf ihrer Positionsfahrt Sand von Otterstadt nach Heilbronn. Die Reise bezahlte die Anfahrt des Schiffes in den Neckar und der Sand, von dem nach der Entladung etwa 150 t im Laderaum verblieben, diente dem nachfolgenden Auftrag als Ballast. 

Transport 3: Behälter ex Walheim nach Brunsbüttel
Nachdem der Ballastsand per Minibagger in die Ecken des Laderaumes verräumt war, lief die „MS Henja“ Walheim am Neckar an. Dort nahm das Schiff einige Tage später, fertig ballastiert und bereit für die Fahrt ins deutsche Kanalgebiet, drei Tanks auf. Zwei von ihnen maßen im Durchmesser 6,30 m. „Diese Höhen machten es unmöglich, den schnellsten Weg in Richtung Löschhafen Brunsbüttel via Münster zu nehmen“, berichtet Bartels und nennt die Lösung, „Wir passten die Route an.“ Diese führte über das IJsselmeer, die Ems, den Dortmund-Ems-Kanal und den Küstenkanal, wo es einen besonderen Schwierigkeitsgrad gab. Mit 4,80 m war die niedrigste Brücke auf der Strecke zu passieren. Danach ging es über Weser, Mittellandkanal, Elbe-Seiten-Kanal und Elbe auf den Nord-Ostsee-Kanal. 

Für die Entladung in Brunsbüttel wurde eigens ein mobiler Kran eingesetzt. Bildquelle: HSL

Nach insgesamt 14 Tagen war das Binnenschiff am 1. August endlich am Zielort. Für den Kunden war die Entladung ein besonderer Moment. Davon zeugte das Kamerateam, das den Umschlag filmte, für den eigens ein mobiler Kran eingesetzt wurde. Mit diesem wurden auch die Anschläger, die für das fachmännische Anhängen und Lösen der Ladung verantwortlich sind, mit einem Mannkorb in den Laderaum gehoben. Nach etwa drei Stunden war das Schiff entladen und der große Rundlauf für „MS Henja“ beendet. 

Antwerpen

Dem Team Haeger & Schmidt Logistics Belgien (HSLB) fällt es ab sofort noch leichter, sich von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Der Grund dafür ist das neue Büro in Antwerpen. Dort können Mitarbeiter:innen ihre Arbeitswelt nachhaltig, individuell und komfortabel gestalten. Dazu gehören flexibel buchbare Arbeitsplätze per App und eine digitale Rezeption. 

Ursprünglich war das Gebäude in der Damplein 23 in Antwerpen eine Schokoladenfabrik, heute bietet es Büroräume im Industrielook. „Neben der Atmosphäre war die gute Erreichbarkeit eines der entscheidenden Kriterien für die Standortauswahl“, berichtet HSLB-Geschäftsführerin Muriel Marquet. Die neue Adresse hat einen guten Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel, ausreichend Fahrradstellplätze sowie die Möglichkeit, E-Bikes zu laden. Aus Erfahrung weiß Marquet: „Die Mobilität spielt bei der Personalgewinnung eine zunehmend wichtige Rolle.“ Auch bei der Nachhaltigkeit kann das Büro punkten. Solarpaneele, Wärmepumpe und Wasseraufbereitung gehören zu der Ausstattung. 

Ursprünglich war das Gebäude in der Damplein 23 in Antwerpen eine Schokoladenfabrik, heute bietet es Büroräume im Industrielook. Bildquelle: HSLB

Von diesem Standort aus will das 30 Personen umfassende Team die Aktivitäten von HSLB weiterentwickeln und das Portfolio diversifizieren. Marquet umreißt das Hauptgeschäft, das aus speditionellen Tätigkeiten für große Unternehmen besteht: „Wir organisieren hohe Exportmengen über die ARA-Häfen inklusive Dokumentation und Verzollung. Dabei verfügen wir über eine hohe Expertise im Bereich Stahl.“ Hinzu komme ein steigendes Importaufkommen von konventionellem Stückgut und Containern. Auch die Ladungsspreizung gewinne an Bedeutung. 

Im neuen Büro können die Mitarbeiter:innen ihre Arbeitswelt nachhaltig, individuell und komfortabel gestalten. Bildquelle: HSLB

Zunehmend registriert Marquet, dass auch kleine- und mittelständische Unternehmen (KMU) den Kontakt zu HSLB suchen: „Diese benötigen eine umfassende Beratung im Bereich Im- und Export, da das Fachwissen rund um Incoterms, Liner Terms sowie Zoll vermehrt verloren geht.“ Das HSLB-Team aus erfahrenen Speditionskaufleuten kann dieses professionell kompensieren und unterstützt bei der Auswahl der besten Transportlösung sowie deren Abwicklung. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz erleichtert den Kolleg:innen den Arbeitsalltag. Beispielsweise nimmt diese den Mitarbeiter:innen einfache Hilfstätigkeiten wie Frachtdokumenten-Checks der Bills of Ladings ab. 

Zwei Aspekte stehen bei der Organisation im Mittelpunkt: Integrierte Logistiklösungen sowie grüne Transporte. Sofern möglich, setzt das Antwerpener Unternehmen auf Binnenschiff, Zug oder den Kombinierten Verkehr. „Dies gelingt umso besser, weil wir, eingebettet in die HSL- und Felbermayr-Gruppe, auf ein breites Portfolio und eigene Assets im gesamten Hinterlandverkehr über viele Warenarten zurückgreifen können. Unser Ziel ist es, den Kunden One-Stop-Shopping-Lösungen zu bieten“, erklärt Marquet.

Mit Blick auf den Hafen Antwerpen begrüßt die HSLB-Geschäftsführerin den neu geschaffenen „NextGen District“ – eine Fläche zur Ansiedlung von innovativen Unternehmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft. „Diese Firmen setzen auch im In- und Outbound auf nachhaltige Transporte und passen damit ideal zu unseren nachhaltigen Logistikdienstleistungen“, so Marquet über mögliche Win-Win-Perspektiven. Außerdem gebe es über das nahegelegene Terminal PSA Breakbulk, das auch zur Felbermayr-Gruppe zählt, gute Voraussetzungen für integrierte Lösungen. 

Bildquelle Hintergrund: Chat-GPT

Die neue Adresse von HSLB
DAMPLEIN 23
2060 Antwerpen
Tel: +32 3 222 42 25
Fax: +32 3 222 42 40