JOINT VENTURE - ETK

„Mit ETK zu optimalen Abläufen in der Logistik“

Der Spezialpapierhersteller Koehler Paper mit Stammsitz in Oberkirch produziert jährlich 500.000 t Spezialpapiere und Pappen für den Weltmarkt. Den gesamten Vorlauf von den Werken bis in die Seehäfen bildet Koehler mit dem Containerdienstleister ETK Euro Terminal Kehl ab. Im Gespräch mit dem Insight geht Klaus Krieg, Corporate Director Supply Chain Management, auf nachhaltige Lieferkonzepte, die Ver- und Entsorgungsunsicherheit durch zunehmende Niedrigwasserphasen sowie Störungen in der Supply Chain ein.

Insight: Koehler Paper und ETK blicken auf eine 15-jährige Zusammenarbeit zurück. Was ist das Geheimnis dieser erfolgreichen Verbindung? 

Klaus Krieg: Als Familienunternehmen mit über 215-jähriger Tradition legen wir Wert auf langfristige Beziehungen mit unseren Lieferanten und Partnern. Nur darüber haben beide Seiten die Möglichkeit, ein Vertrauensverhältnis zueinander aufzubauen und partnerschaftlich im Umgang zu sein. In guten, aber auch in schlechten Zeiten. 

Unser Ziel war es, mit ETK eine ganzheitliche Sicht auf die optimalen Abläufe der Logistik bei Koehler zu bekommen. Zusammen haben wir die Prozesse dahingehend fortlaufend professionalisiert und den jeweils aktuellen Gegebenheiten und entsprechenden Anforderungen angepasst. 

(Bildquelle: Koehler Paper) 

Welchen Teil der Logistik deckt Koehler Paper mit ETK ab? 

ETK bildet den gesamten Vorlauf von unseren Werken bis in die entsprechenden Seehäfen ab. Das beginnt mit der Anlieferung der Leercontainer, beispielsweise an unserem Standort in Kehl, geht über die Gestellung der Lkw bis hin zum Transport der Container in die Seehäfen. 

Welche Rolle spielen Bahn und Binnenschiff bei der Abbildung der Transportketten über den Rhein für das Exportgeschäft?  

Die Möglichkeit auf beide Verkehrsträger zu splitten, ist für Koehler extrem wichtig. Gerade das Jahr 2022 hat wieder gezeigt, wie sinnvoll diese strategische Aufstellung ist. So kann auf mögliche Irritationen in der Transportkette flexibel reagiert werden. Bei Niedrigwasser auf dem Rhein reagieren wir beispielsweise mit einem höheren Transportanteil per Bahn. Wir profitieren dabei von den sehr guten Verbindungen und Systemen, die uns HSL mit  den Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Verfügung stellt . Damit haben wir die Sicherheit, dass immer ausreichende Transportkapazitäten bei der Bahn wie auch auf den Binnenschiffen zur Verfügung stehen. 

Wie sieht der Modal Split aus? 

Aktuell werden 60 Prozent via Bahn und 40 Prozent via Binnenschiff versendet. Der Vorlauf der Leercontainer erfolgt größtenteils per Binnenschiff. 

Wie läuft eine typische Exportverladung ab? 

Der Transportauftrag zur Versendung der Ware per Container wird von der Logistik bei Koehler Paper an die eingesetzten Seespediteure wie FMS, K+N, oder Schenker übermittelt. Diese buchen den Container bei der Reederei ein und setzen ETK für die Abwicklung des Vorlauftransports ein. Nach erfolgtem Abruf durch die Logistik von Koehler und Freistellung des Leercontainers wird die Ware in den Werken, oder den nahegelegenen verschiedenen Außenlagern, in den Container verladen. ETK plant das passende Transportmittel für den Vorlauf unter Berücksichtigung der vorgegebenen Daten wie ETS, Closing, Cargo Opening etc. Das heißt, die Container werden per Bahn oder Binnenschiff in den Seehafen transportiert und dort auf das gebuchte Seeschiff verladen. 

Bitte geben Sie uns eine Vorstellung von dem Exportvolumen, über das wir hier sprechen und wie sich dieses entwickelt. 

Koehler Paper versendet ab den Standorten Kehl und Oberkirch zirka 200.000 t Papier pro Jahr in die ganze Welt. Das entspricht rund 9.000 Containern oder 17.000 TEU. 

Durch den Hochlauf unserer neuesten Papiermaschine 8 in Kehl, die im Jahr 2020 in Betrieb genommen wurde und ab dem Jahr 2023 erstmals 100 Prozent Leistung erreichen wird, streben wir an, das Exportvolumen auf 220.000 t pro Jahr zu erhöhen. Diese neue Produktionslinie 8 ist weltweit einzigartig und verfügt über die modernsten Streichtechnologien. Damit können Barrierepapiere für flexible Verpackungen produziert werden, die Kunststoff, beispielsweise beim Verpacken von Lebensmitteln, ersetzen. 

Koehler Paper versendet ab den Standorten Kehl und Oberkirch zirka 200.000 t Papier pro Jahr in die ganze Welt.

Bereits seit dem Start des Alsace Rotterdam Express im Jahr 2015 ist Koehler Paper ein treuer Kunde der ETK-Intermodalverbindung zwischen Strasbourg/Kehl und Rotterdam. Was überzeugt an diesem Konzept?  

Die Verbindung und das Konzept haben sich über die Jahre eingespielt und bewährt. Vor allem die Zuverlässigkeit und die Flexibilität des Produkts spielen dabei für uns eine große Rolle. Durch die ganzjährigen Buchungen der Bahn besteht die Möglichkeit, bei den immer wiederkehrenden Niedrigwassersituationen auf dem Rhein die Menge auf der Bahn flexibel zu erhöhen. Das regelmäßige Angebot des Alsace Rotterdam Express nützt auch unseren Kunden, denn damit erreichen wir zuverlässig und rechtzeitig die Seeschiffe und können unseren Kunden die Liefertermine verlässlich kommunizieren. 

Auch das Leercontainerdepot befindet sich in Kehl. Inwieweit hilft das bei der Organisation? 

Eine Versorgung mit Leercontainern direkt aus dem Depot in Kehl ist für die Logistik von Koehler von enormer Bedeutung. Die Verladung ist im Shuttle-Verkehr organisiert, weshalb die Nähe zum Depot von großem Vorteil ist. Ebenfalls profitiert Koehler von der enormen Flexibilität, die die Nähe des Depots mit sich bringt. ETK kümmert sich frühzeitig um eine ausreichende Verfügbarkeit der Leercontainer, damit die Verladung reibungslos nach der Produktion erfolgen kann. 

Im Vergleich dazu verringern sich die über den Rhein verladenen Mengen. Warum sinkt die Attraktivität der Binnenschifffahrt? 

Durch die immer extremeren und häufigeren Niedrigwasserphasen auf dem Rhein ist die Ver- und Entsorgungssicherheit unserer Werke nicht mehr gewährleistet. Aus Sicht der Emissionen, da sprechen wir vor allem über CO2, wollen wir aber auch weiterhin einen Anteil von mindestens 40 Prozent unseres Transportvolumens per Schiff transportieren. Hier hoffen wir in Zusammenarbeit mit HSL, mit entsprechend angepassten Schiffen einen weiteren Ausbau der Rheinschifffahrt erreichen zu können. 

Wie entwickeln Sie Ihre Logistik-Supply-Chain in Hinblick auf Nachhaltigkeit weiter? 

Die Koehler-Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 mehr erneuerbare Energie mit eigenen Anlagen zu erzeugen, als für die eigene Papierproduktion notwendig ist. Wichtig ist aber auch der Einfluss auf Geschäftspartner wie Lieferanten und Dienstleister, die mit Blick auf die Nachhaltigkeit ebenfalls eine große Rolle spielen. Wir werden ab 2023 beginnen, unsere Dienstleister in einem Benchmarking bei den Scope 3 Emissionen zu messen. Ab 2024 werden wir diesen Faktor außerdem in die Vergabeentscheidungen mit aufzunehmen. 

Inwieweit ist Ihr Exportgeschäft von den weltweiten Lieferkettenstörungen betroffen und wie stellen Sie sich strategisch darauf ein? 

Durch die langjährigen Partnerschaften mit unseren Dienstleistern und den Reedereien sind wir bis jetzt relativ gut durch die Krise der weltweiten Lieferkettenstörungen gekommen. Eine Herausforderung war, und ist teilweise immer noch, die Bereitstellung von Leercontainern. Nur durch eine sehr enge Abstimmung mit unseren Partnern haben wir die Herausforderung bisher gut meistern können. 

Was die Rohstoffsituation angeht, so verfolgen wir die eines vorausschauenden Lagerbestandes. In der aktuellen Krise haben wir durch ausreichende Lagerbestände unser Risiko reduziert und konnten dadurch die Verfügbarkeit für unsere Kunden weiterhin sicherstellen. 

Das Bild im Hintergrund zeigt einen Blick in das vollautomatisches Hochregallager des Spezialpapierherstellers Koehler Paper am Stammsitz Oberkirch. 

Infokasten
Die Koehler-Gruppe, dazu gehört auch Koehler Paper, wurde 1807 gegründet und ist von Beginn an bis heute familiengeführt. Das Kerngeschäft der Gruppe liegt in der Entwicklung und Produktion von hochwertigen Spezialpapieren. Dazu zählen unter anderem Thermopapiere, Spielkartenkarton, Getränkeuntersetzer, Feinpapiere, Selbstdurchschreibepapiere, Recyclingpapiere, Dekorpapiere, Holzschliffpappe, Sublimationspapiere und seit 2019 auch innovative Spezialpapiere für die Verpackungsindustrie. In Deutschland verfügt die Koehler-Gruppe mit ihren rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über fünf Produktionsstandorte, drei weitere befinden sich in den USA. Die Gruppe ist international tätig, der Exportanteil lag 2021 bei 70 Prozent, bei einem Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro. 

Bildquelle:xxxxxxxx




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