HSL DIVISION PROJECTS

Der Péniche-Marathon

Mission completed! Etwa 1000 km Wasserstraße hat die Péniche Walhall mit einem 120-Tonnen-Transformator (Abmessungen 8,70 m x 3,00 m x 4,00 m) an Bord ex Linz ohne Umladung zurückgelegt, als sie im französischen Chalon-sur-Saône anlegt. 

Toni Nicolay atmet auf: Denn, obwohl er seit 17 Jahren für Haeger & Schmidt Logistics (HSL) Binnenschiffstransporte organisiert, war dieses Projekt ein Novum. „Meines Wissens ist bisher noch nie ein Trafo auf direktem Wege von der Donau via Rhein und französische Wasserstraßen bis nach Südfrankreich gelaufen“, lautet seine Einschätzung. 

Normalerweise werden solche Schwertransporte aus Österreich oder Slowenien mit größeren Binnenschiffen von Linz in die Seehäfen Rotterdam oder Antwerpen verschifft und dort in eine Péniche zum Bestimmungsort in Frankreich umgeladen. „Auf der Donau gibt es genug Kapazitäten, um Schwergüter als Beiladung mitzunehmen. Deshalb ist es aus wirtschaftlicher Sicht die gängige Lösung“, erklärt Nicolay.  

Etwa 1000 km Wasserstraße hat die Péniche Walhall mit dem 120-Tonnen-Transformator ohne Umladung von Linz bis Chalon-sur-Saône zurückgelegt. Bildquelle: HSL

So wenig Umladungen wie möglich 
Doch die Kundenanforderung bei diesem Projekt lautete: So wenig Umschläge und Umladungen wie möglich. Das brachte Nicolay auf die Idee, erstmals den direkten Binnenschiffsweg zu erproben. Zunächst musste ein Schiff identifiziert werden, dass in flachgehenden und schmalen Gewässern in der Lage ist, ein Schwergewicht von 120 t zu transportieren. Bestimmend für die Schiffsauswahl waren für Nicolay die Abmaße der Schleusen. Er kennt den hiesigen Schiffsmarkt und wusste deshalb schnell: „Die Walhall ist eine der wenigen Pénichen, die sich für einen solchen Transport eignet.“  

Die Walhall ist eine der wenigen Pénichen, die sich für einen solchen Transport eignet. Bildquelle: HSL

Die hellblau gestrichene Walhall, Baujahr 1973, übernahm den Auftrag. Mit ihren Abmessungen von 39 m x 5,08 m passte sie durch jede der 113 Schleusen, die sie während des Transports passieren musste. Und auf Grund der Tragfähigkeit von 305 t war sie geeignet für den schweren Trafo. Zusätzlich wurde der Schiffsboden mit Stahlplatten verstärkt, was auch einer besseren Gewichtsverteilung im Laderaum diente. 

Felbermayr organisiert Bahnvorlauf und Umschlag  
Doch nicht nur der Hauptlauf auf der Wasserstraße wurde nachhaltig organisiert. Auch der erste Transportabschnitt vom Werk aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana bis nach Linz kam ohne Straßentransport aus. Das auf Transport- und Hebetechnik spezialisierte Unternehmen Felbermayr stellte den passenden Eisenbahnwaggon für den Vorlauf bereit und lud den Trafo mit einem geeigneten Kran am eigenen Schwergutterminal in Linz auf die Walhall.  

Verladung des Trafo am Felbermayr-Schwergutterminal in Linz. Bildquelle: HSL

Der reine Binnenschiffstransport dauerte etwa einen Monat. Währenddessen war Nicolay täglich mit der Crew im Austausch, um dem Kunden transparente Daten über den Transport zu liefern. Nicolay berichtet: „Zu unseren Aufgaben gehörte die Überwachung und Dokumentation, dass es zu keinem Druckabfall des Transformators kam. Außerdem gaben wir einen täglichen Positionsbericht der Péniche an den Auftraggeber weiter.“ 

Mit ihren Abmessungen von 39 m x 5,08 m passte die Walhall durch jede der 113 Schleusen, die sie während des Transports passieren musste.  Bildquelle: HSL

Streik und Wetterkarte stets im Blick 
Eine kurze Zwangspause musste die Walhall am 15. März 2023 einlegen. Einen Tag, nachdem der französische Präsident Emanuel Macron seine Rentenreform verkündete, legten Streiks das ganze Land lahm. „Unsere Péniche wollte gerade eine der Schleusen auf dem Rhein-Rhône-Kanal im Elsass passieren, als eine Aktion der Schleusenbediensteten in Dannemarie sie zum Anhalten zwang. Zum Glück dauerte der Zwischenfall nur ein paar Stunden“, sagt Nicolay erleichtert. Insgesamt sei die französische Regierung sehr bemüht, die Wasserstraßen aufrechtzuerhalten, auch für Transporte im Zusammenhang mit der Energiewirtschaft. Beispielsweise würde aktuell auf dem Rhein-Rhône-Kanal in die Digitalisierung der Schleusen investiert.  

Neben der Streiksituation hatte Nicolay stets die Wetterkarte im Blick. Er sagt: „Schon bei drei bis vier Tagen Regen können auf den kleinen Flüssen die Wasserstände extrem schnell steigen. Dies gilt insbesondere für den Fluss Doub als Bestandteil des Rhein-Rhône-Kanals. Der Gebirgsfluss, der dem Schweizer Jura entspringt und in die Saône mündet, hat viele Tücken, so dass eine sehr gute Ortskenntnis die Voraussetzung zum Führen des Schiffes in diesem Gewässer ist. Dies gilt insbesondere bei Hochwasser, durch das es schnell zu einer Sperre der Schifffahrt kommen kann.“ Doch das Wetter war der Walhall auf dieser Fahrt hold, so dass es hierdurch keine Verzögerungen gab. 

Knapp 1000 km legte die Péniche von Linz nach Chalon-sur-Saône direkt auf der Wasserstraße zurück. Bildquelle: HSL

Die Transportabschnitte auf der Wasserstraße 

  • von Linz nach Kelheim auf der Donau  
  • von Kelheim bis Bamberg auf dem Main-Donau-Kanal 
  • Bamberg bis Mainz auf dem Main 
  • Mainz bis Niffer auf dem Rhein  
  • von Niffer bis Dole auf dem Rhein-Rhône-Kanal 
  • von Dole bis Chalon-sur-Saône auf der Saône

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