HSL INTERVIEW

DER SELFMADE-REEDER

Seit Anfang des Jahres ist Haeger & Schmidt Logistics (HSL) eine langfristige Partnerschaft mit der niederländischen Reederei Delfia Inland Shipping eingegangen. Dahinter steht der 30-jährige junge Unternehmer Sjoerd Knipping, dessen Passion die Schifffahrt ist.  

„Seit ich denken kann, bin ich an allem interessiert, was auf dem Wasser stattfindet oder mit der Schifffahrt in Verbindung steht“, charakterisiert sich Knipping. In Delft aufgewachsen, verbrachte er schon als Kind seine Freizeit auf Optimisten und Jollen. Mit dreizehn Jahren stand sein Berufswunsch fest. Er wollte Binnenschiffer werden. Mit sechzehn konnte ihn keiner mehr auf der Schulbank halten. Weder die Argumente der Lehrer noch der Eltern überzeugten ihn, das Gymnasium zu beenden.  

Sein Weg führte ihn an das Shipping and Transport College Rotterdam. Dort lernte er in drei Jahren alles, um ein Binnenschiff zu selbst zu fahren. Knipping berichtet: „Auf eine Woche Theorie in der Schule folgten sechs Wochen an Bord eines Schiffes. Darauf fieberte ich jedes Mal von Neuem hin.“ Sein Zuhause waren während der Zeit die 110-Meter-lange MS Casa Nova und die MS Devonia, die bis nach Mainz und Aschaffenburg den Rhein/Main entlangfuhren. Im Anschluss an die Ausbildung steuerte er für 1,5 Jahre die MS Borelli zwischen Rotterdam und Hengelo. 

Unternehmergeist geweckt 
Sein Unternehmergeist wurde kurze Zeit darauf geweckt. Er wechselte in die Offshore-Industrie zu der niederländischen Firma Jack-Up Barge. Diese unterhält schwimmende Plattformen, die unter anderem für Windparks auf See eingesetzt werden. „Es entstand die Idee, mit einem Management-Buyout, einen Teil der Firma zu übernehmen“, erinnert sich Knipping. Auch wenn sich dieses Projekt nicht umsetzen ließ, blieb der Wunsch, eine eigene Firma aufzubauen. 

Acht Schiffe in fünf Jahren 
2018 ergab sich die Gelegenheit in seiner originären Branche. Knipping kaufte sein erstes eigenes Containerschiff. Damit war der Grundstein für die Reederei Delfia Inland Shipping gelegt. Knipping gerät ins Schwärmen: „Die 86 Meter lange Alfa Nero ist bis heute mein Lieblingsschiff, auf dem ich das erste Jahr auch selbst gelebt habe.“  

Die Namensgebung der Alfa Nero geht auf seine Ausbildungszeit zurück. Auf seiner Schiffsroute passierte er regelmäßig die berühmte Werft Oceanco im niederländischen Ablasserdam, wo gerade die außergewöhnlich schöne Yacht Alfa Nero gebaut wurde. „Ich war begeistert von der Yacht und dem Namen und träumte, dass ich so eines Tages mein eigenes Schiff nennen werde“, erinnert sich Knipping. Als dann weitere Containerschiffe hinzukamen, tauschte er Nero gegen andere Farben wie Menta, Rosso oder Bianco. Einzige Ausnahme ist die Alfa Grande. Sie heißt so, weil sie mit den Maßen 135 x 17,10 m das größte Schiff der Flotte ist. 

Seit 2018 pendelt die Alfa Nero zwischen Rotterdam und Veghel. „Wenn ich den Fuß auf das Terminal setze, fühlt es sich noch heute so an, wie nach Hause kommen“, verrät er. Doch heute – nur fünf Jahre später – fehlt Knipping schlicht die Zeit, selbst hinter dem Steuer zu stehen. „An Bord bin ich nur noch zu feierlichen Anlässen, wie einem Kapitänsdinner“, räumt er ein. Mehr sei wegen der Managementaufgaben nicht möglich. Mittlerweile umfasst seine Flotte sechs Containerschiffe und zwei Tanker. Knipping beschäftigt 70 Crewmitglieder:innen und 10 Mitarbeiter:innen im Büro.  

Sjoerd Knipping (m.) mit zwei seiner 70 Crewmitglieder.  Bildquelle: Delfia

Einen besonderen Wachstumsschub gab es in 2021, als der Jungunternehmer neben seinem zweiten Tanker auch in die drei Containerbinnenschiffe Alfa Menta, Alfa Bianco und Alfa Grande investierte. Letztere sind seit 2022 langfristig von HSL gechartert und fahren für die Container-Fahrgemeinschaft Container Allianz Niederrhein (CAN), die HSL gemeinsam mit den Partnern European Gateway Services und Contargo Waterway Logistics betreibt. 

Nachhaltigkeit durch Umrüsten 
Gemessen an dem Lebenszyklus eines Schiffs von 60 bis 100 Jahren, blickt Knipping auf eine sehr junge Flotte. Sein ältestes Schiff ist Baujahr 1999, sein jüngstes aus 2010. So steht für Knipping mit Blick auf die Nachhaltigkeit im Vordergrund, die bestehende Flotte in den kommenden Jahren so umzurüsten, dass sie mit alternativen Treibstoffen betrieben werden kann. Auch wenn er noch keine Technologieentscheidung getroffen hat, geht Knipping davon aus, dass die Umrüstung in den kommenden zehn Jahren abgeschlossen sein wird. „Angesichts der damit verbundenen Investitionen werden wir eine Wahl nur im Einklang mit unseren Kunden und im Einklang mit dem Marktumfeld treffen“, positioniert sich Knipping. 


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