JOINT VENTURE PSA BREAKBULK

Bereit für Projekt- und Schwergut

Die Felbermayr Gruppe, Haeger & Schmidt Logistics und PSA Antwerp haben am 14. Juli 2021 ein Joint Venture über den gemeinsamen Betrieb von PSA Breakbulk in Antwerpen geschlossen. Über Ziele, das Business-Konzept und Investitionen sprechen Dennis Verbeeck, Geschäftsführer von PSA Breakbulk, und HSL-CEO Heiko Brückner im Insight-Interview.  

Vier Monate ist das Joint Venture PSA Breakbulk jung. Was ist seither geschehen? 

Dennis Verbeeck: Nach einem Covid-bedingten sehr ruhigen Jahr 2020 wächst das Stahlvolumen an unserem Terminal in Antwerpen rasant. Wir rechnen mit einem Plus von ungefähr 60 Prozent für 2021. Abseits des herausfordernden täglichen Geschäfts haben wir gemeinsam mit unseren Joint-Venture-Partnern Felbermayr und HSL unsere kommerzielle und infrastrukturelle Strategie entwickelt. Ich persönlich freue mich sehr, ein Mitglied der Felbermayr/HSL-Familie zu sein und mit den Gesellschaften der Felbermayr-Gruppe noch stärker zusammenzuarbeiten. 

Wie haben Sie den Start in das Joint Venture erlebt? 

Heiko Brückner: Unser größter Trumpf sind die gemeinsamen Werte, die wir alle in das Joint Venture einbringen. Unsere Zusammenarbeit fußt auf Vertrauen, Stärke und dem Erfahrungsschatz der beteiligten Partner. Wir kennen uns alle schon lange und wertschätzen die jeweilige Kompetenz der Unternehmen in den sich ergänzenden Geschäftsfeldern. Unsere Kunden und Partner können sich darauf verlassen, dass wir das Joint Venture gemeinsam mit dem starken Management von PSA Breakbulk vorantreiben werden.  

Welche Ziele haben Sie sich für das Joint Venture gesteckt? 

Verbeeck: PSA Breakbulk ist historisch auf der rechten Seite Churchill-Terminal beheimatet und unterhält dort das Steel Terminal und das vormalige Coil Terminal, die beide in dem Joint Venture aufgegangen sind. Beide Terminals waren bisher traditionell stark auf den Export von Stahl fokussiert, was das Geschäftsmodell anfällig für globale Marktveränderungen und politische Einflüsse machte. Das Joint Venture versetzt uns in die Lage, die Ladung und unseren Kundenstamm zu diversifizieren und integrierte Frachtlösungen zu entwickeln. Durch die Bündelung von Umschlagkompetenzen im Seehafen, der starken Präsenz im Hinterland und dem Equipment für Schwergutumschlag können wir künftig ganzheitliche Transportkonzepte für Projektladung aufbauen, die wir unter dem Produktnamen „Project Cargo Ecosystem“ vermarkten wollen. 

Was waren die Beweggründe für Felbermayr/HSL, sich an dem Joint Venture PSA Breakbulk zu beteiligen?  

Brückner: Wir haben bereits gemeinsam das Coil Terminal gemanagt. Aus dieser Erfahrung heraus haben wir schon seit einiger Zeit die Möglichkeiten von Synergien gesehen, die wir durch die Bündelung der Aktivitäten des Coil Terminal und Steel Terminal erreichen können. Durch das Joint Venture heben wir dieses Potenzial und gehören somit zu den führenden Stahlhubs in Antwerpen. Jeder der Partner bringt sein Know-how ein, wodurch wir für die Verlader interessante und zukunftsweisende Lösungen abbilden können. Es ist eine Win-Win-Win Situation: Durch PSA Breakbulk Antwerp erhalten wir einen direkten Zugang zu einem internationalen Seehafen. Im Gegenzug werden wir gemeinsam mit dem Bereich Felbermayr Engineered Solutions die Position im Projektladungs- und Schwergutmarkt im Hafen Antwerpen weiter ausbauen und unser Hinterlandnetzwerk für integrierte Frachtlösungen zur Verfügung stellen. 

Über welche Kapazität verfügt das Joint Venture und welches Volumen wird an den Terminals umgeschlagen? 

Verbeeck: Unser Stahlterminal im Norden des Churchill-Docks umfasst eine Fläche von 26 ha und eine Kailänge von 1,5 km. Dort erwarten wir für 2021 einen wasserseitigen Umschlag von mehr als 2,3 Mio. Tonnen. Im Zuge des Joint Ventures haben wir im Süden des Churchill-Docks eine Konzession für eine zusätzliche Terminalfläche mit 14 ha und ungefähr 600 m Kailänge erworben, die vorrangig für Projekt- und Schwergutladung bestimmt ist.  

Sie haben in die Ausrüstung und in die Organisation des Churchill-Docks investiert, wo PSA Breakbulk angesiedelt ist. Was bedeutet das konkret? 

Verbeeck: In den vergangenen Jahren haben wir bereits in ein Krankonzept investiert, um den Umschlag von Stahlcoils so weit wie möglich zu automatisieren und so die Qualität und Produktivität weiter zu steigern. Für das neue Schwergutterminal am südlichen Churchill Dock planen wir Investitionen von etwa 11 Mio. EUR in das Konzept „Project-Cargo-Ecosystem“. Dazu gehören ein Schwergutkran mit einer Kapazität von 750 Tonnen, 20.000 m² Lagerhallen und eine Schwergutplatte sowie Ausgaben für Sicherheit und nachhaltige Energie.  

Welche neuen Zusatzleistungen können Verlader in Zukunft erwarten? 

Verbeeck: Unsere integrierten Transportlösungen im Bereich Stahl und Schwergut richten sich an die Industrie im Hinterland und wir zielen außerdem auf das Trampgeschäft ab. Außerdem sind unsere Dienstleistungen interessant für die nahegelegene petrochemische Industrie in Antwerpen, die das zweitgrößte Cluster der Welt ist. Neben dem neuen Geschäftssegment Projektladung werden wir den Stahlimport und die dazugehörige Hub-Funktion weiter ausbauen, die nahtlos in die Hinterland-Aktivitäten von HSL greifen. 

Was verändert sich für die Kunden von Felbermayr/HSL durch die Beteiligung an PSA Breakbulk? 

Brückner: Mit PSA Breakbulk können wir die Transportkette für Stahl- und Schwergutverladungen aus einer Hand anbieten. Diese umfasst den Umschlag im Seehafen, trimodale Anbindung im Vor- und Nachlauf sowie umfangreiche Value-Added-Services und Lagermöglichkeiten in unserem neuen beheizbaren Steel Warehouse ( weitere Informationen unter www.steel-warehouse.com) auf der Stahlinsel in Duisburg, die Anfang Januar 2022 den Betrieb aufnehmen wird. Das dortige multifunktionale Terminal fungiert als Hub für Verlader in Nordrhein-Westfalen und ist optimal über die Wasserstraße sowie die Schiene mit PSA Breakbulk verbunden.  

Inwieweit gibt es bereits erste konkrete neue Projektladungen oder Spezialverladungen? 

Verbeeck: Im Moment arbeiten wir an einigen Großprojekten. Bei einem fungieren wir als Logistik-Drehscheibe für das Oosterweel-Projekt, (Straßeninfrastrukturprojekt) in Antwerpen, das auf die kommenden zehn Jahre angelegt ist. Brücken- und Tunnelteile werden am kürzlich erworbenen Terminal Churchill South umgeschlagen. Der Hafen von Antwerpen und damit die gesamte Region Antwerpen befinden sich in einer gewaltigen Umbruchphase. Daher wird PSA Breakbulk mit Sicherheit einen wichtigen Beitrag zur groß angelegten Hafen-, Industrie- und Infrastrukturentwicklung leisten. 

Wie bewerten Sie den Standort Antwerpen für das Stahlgeschäft perspektivisch? 

Brückner: Antwerpen ist der führende Standort für das Stahlgeschäft in Europa. Es ist klar erkennbar, dass der belgische Seehafen diese Position weiter ausbaut und festigt. In den kommenden Jahren wird Antwerpen das Geschäft mit seinen Kunden und Partnern weiterentwickeln. Deswegen ist das Engagement in PSA Breakbulk für uns eine gemeinsame Investition in die Zukunft. 

Foto: PSA Breakbulk


Der Artikel hat Ihnen gefallen? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie ihn über einen der folgenden Share-Buttons mit Ihrem Netzwerk teilen. Vielen Dank dafür.