Rekordumschlag, Ausbau des Projekt- und Schwergutgeschäfts begleitet von zahlreichen Investitionen – so lässt sich die Entwicklung von PSA Breakbulk zusammenfassen, ein Jahr nach dem Joint Venture der Felbermayr Gruppe, Haeger & Schmidt Logistics (HSL) und PSA Antwerp. Im Insight-Interview zeigen Dennis Verbeeck, Geschäftsführer von PSA Breakbulk, und Stefan Hütten, CDO von HSL, die Entwicklung und Perspektiven auf.
Interviewpartner: Dennis Verbeeck (links) & Stefan Hütten (rechts) Bildquelle: privat
Wie hat sich das Geschäft von PSA Breakbulk im ersten Jahr des Joint Ventures entwickelt?
Dennis Verbeeck: In dem ersten Jahr unserer Kooperation wickelten wir ein Rekordaufkommen von fast fünf Millionen Tonnen im Stahlgeschäft ab. Auch unsere Lagerkapazitäten waren bis zu 100 Prozent ausgelastet. Beides ist nicht selbstverständlich, gerade angesichts der unterbrochenen Lieferketten und des Arbeitskräftemangels, mit dem wir konfrontiert sind. Unter diesen Rahmenbedingungen konnten wir unser Servicemodell für unsere Kunden aufrechterhalten und sogar noch ausbauen.
Stefan Hütten: Gerade in Hinblick auf die Integration des Hinterlandnetzwerks von HSL inklusive der Binnenschiffslinien und des Stahllogistik-Hubs in Duisburg haben wir unsere neuen Möglichkeiten genutzten. Neben dem Stahlgeschäft ist es uns gelungen, neue Ladungsströme zu erschließen, beispielsweise den Import von organischem Kautschuk für Reifenhersteller in Europa. Durch die Umstellung auf Breakbulk-Verladungen konnten diese die Versorgung ihrer Produktionsanlagen bei einem angemessenen Kostenniveau sichern, während die Containerraten explodierten.
Nennen Sie bitte ein Leuchtturmprojekt, das im Jahr 2022 über das Terminal abgewickelt wurde.
Verbeeck: Aktuell baut das Chemieunternehmen Ineos unter dem Namen “Project One” in unmittelbarer Nachbarschaft zu uns die nachhaltigste Ethylen-Cracker-Anlage in Europa, ein Investment von rund 4 Mrd. EUR. Seit September dieses Jahres übernimmt PSA Breakbulk für den neuen Ineos-Standort die Funktion des exklusiven Sammel- und Bereitstellungslagers. Von unserem Terminal aus wird die Baustelle Just-in-Time über den Projektzeitraum von gut vier Jahren mit den erforderlichen Materialien beliefert.
Seit diesem November kann man auf dem Terminal einen neuen Kran bewundern. Nennen Sie bitte einige Eckdaten und den Mehrwert für das Terminal.
Hütten: Der neue Kran schließt in Antwerpen eine Lücke im Umschlag von Schwerlasten und überdimensionalen Ladungen zwischen 200 und 750 t. Um die Voraussetzungen für diesen Giganten zu schaffen, wurden zunächst über 1,5 Mio. EUR in eine verstärkte Bodenplatte (Bodendruckkapazität 95 t/m²) investiert. Umgesetzt wurde das Projekt gemeinsam mit unserem Anteilseigner, der Felbermayr Gruppe, die auf Installationen und den Betrieb von schweren Kränen spezialisiert sind.
Diese Investition ist Teil unseres Vermarktungskonzepts „Project Cargo Ecosystem“ für das Projektgeschäft. Dieses zielt darauf ab, durch die Bündelung von Umschlagkompetenzen im Seehafen, der starken Präsenz im Hinterland und dem Equipment für Schwergutumschlag ganzheitliche Transportkonzepte abzubilden.
Welche weiteren Investitionen sind für 2023 geplant?
Verbeeck: Wir haben unsere beiden Hauptgeschäfte Projektladung und Stahltransporte physisch noch stärker getrennt. Das Terminal Churchill South ist der Projektfracht gewidmet, auf dem Terminal Churchill North findet die Stahllogistik statt. Für den weiteren Ausbau des „Project Cargo Ecosystem“ werden wir im kommenden Jahr über 2 Mio. EUR in Gebäude und Ausrüstung investieren, um der sensiblen und hochwertigen Fracht gerecht zu werden. Ein Zugewinn auch für die Felbermayr Gruppe. Der Anteilseigner hat erstmals direkten Zugriff auf ein spezialisiertes Tiefsee-Terminal für Projekt- und Schwergut, nachdem es bereits über entsprechende Binnenterminals verfügt.
Ergänzend entsteht in Zusammenarbeit mit externen Partnern eine 20.000 m² große Lagerhalle auf einer „Asset-light-Basis“, die ergänzend zu bereits ansässigen Industriegüter-Verpackungsdiensten errichtet wird. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in eine neue Terminalsoftware, um den Anforderungen der Digitalisierung der Lieferkette gerecht zu werden. Für das Stahlterminal am Nordufer sind rund 1,5 Mio. EUR für Instandsetzungsarbeiten und die Verlegung des Verwaltungstrakts vorgesehen.
Welche neuen Geschäftsbereiche erschließt sich PSA Breakbulk durch den Terminalausbau?
Verbeeck: Strategisch gesehen setzen wir unseren Fokus auf die Diversifizierung der umgeschlagenen Güter. Damit machen wir PSA Breakbulk widerstandsfähiger gegenüber makroökonomischen Veränderungen. Stahllogistik ist nach wie vor unser wichtigster Geschäftsbereich, aber wir sehen auch Wachstumschancen im Projektgeschäft, wie beispielsweise im Energie- und Petrochemiesektor sowie im Handling anderer Warenarten. Mit anderen Worten: Wir sind mit unserem hochwertigen Equipment in der Lage, verschiedensten Anforderungen gerecht zu werden.
Welche Rolle spielt die Übernahme des amerikanischen Logistikers BDP für PSA Breakbulk?
Verbeeck: Die globale Präsenz von BDP mit Niederlassungen in über 130 Ländern und 5.000 Mitarbeiter:innen stärkt unsere Terminalposition und ist meiner Meinung nach auch für die gesamte Gruppe eine großartige Partnerschaft.
Hütten: Die multimodale Hinterlandanbindung in Deutschland ist die Kernkompetenz von HSL, während das internationale BDP-Netzwerk in Übersee der Schlüssel ist, integrierte Tür-zu-Tür-Konzeptlösungen anzubieten. Wenn wir über ein globales Netzwerk für Schwergut und Projektladung sprechen, sind die Felbermayr-Binnenterminals in Linz, Duisburg und Krefeld ebenfalls ein wichtiger Teil der Gesamtstrategie.