Die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Seeschiffe sind der Dreh- und Angelpunkt für die Organisation von Hinterlandtransporten. Je exakter die Informationen, desto besser planbar werden die Container im Vor- und Nachlauf. Mit dem „Seavessel-Optimizer“, einer neu entwickelten IT-Plattform, wissen die Disponent:innen von Haeger & Schmidt Logistics (HSL) jederzeit, welche für die Kunden relevanten Schiffe in Antwerpen und Rotterdam an- und ablegen und wann die entsprechenden Zeitfenster für die Anlieferung/Abholung der Container geöffnet sind.
Die Cargo Opening Time (COT) ist die meistrecherchierte Statusinformation der Disponenten bei HSL für die Organisation eines Intermodaltransports. Dabei gibt die COT das Zeitfenster für die Anlieferung/Abholung der Container am jeweiligen Terminal an. Diese Information unterliegt zahlreichen und kurzfristigen Änderungen und liegt dem Kunden häufig nicht aktuell vor. Mit dem neuen Tool können die Disponent:innen jetzt selbst den Status abrufen und die Beteiligten über mögliche Änderungen informieren.
Geht ein Intermodaltransport per Bahn oder Binnenschiff bei HSL auf die Reise, sind die geladenen Container oftmals für vier bis sechs Seeschiffe bestimmt. Oder der umgekehrte Weg: Durchschnittlich werden Boxen von vier bis sechs Containerfrachtern aus Antwerpen und Rotterdam abgeholt und auf einem Binnenschiff oder Intermodalzug gebündelt. Die COT des Seeschiffs ist folglich bestimmend dafür, wann Container zur Verfügung stehen oder abgenommen werden.
Aufwendige Statusrecherche
„Die relevanten Seeschiffsinformationen sind auf den verschiedenen Homepages der Terminalbetreiber der Seehäfen veröffentlicht. Um an die aktuellen Informationen zu gelangen, haben sich unsere Disponenten bisher täglich auf den relevanten Webseiten einloggen müssen. Das ist ein erheblicherer Aufwand und auch immer mit der Gefahr verbunden, dass man eine Aktualisierung verpasst “, bewertet Jens Möller, General Manager der HSL-Division Intermodal. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Lieferverzögerungen und die noch immer spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie im Fernost-Verkehr hat der planerische Aufwand erheblich zugenommen. „Oftmals ändern sich kurzfristig die Plandaten der Seeschiffe oder aufgrund der Überlastung der Seehäfen die Bearbeitungszeiten der Terminals“, nennt Möller Beispiele.
Terminals in Rotterdam und Antwerpen angebunden
Dies waren die Auslöser, dass das Projektteam von HSL bestehend aus Jens Möller, René Kohlhause und Torben Radtke die IT-Plattform „Seavessel-Optimizer“ entwickelten, um die Daten zentral zu bündeln. „Mehr als zehn Terminals in Rotterdam und Antwerpen haben wir inzwischen an unser System angebunden“, bestätigt Radtke. Dazu war es notwendig, die Gespräche direkt mit den Umschlagsunternehmen zu führen und zu besprechen, welche Daten zur Verfügung stehen und wie diese bereitgestellt werden können. Für die technische Umsetzung des Projekts zeichnete Kohlhause gemeinsam mit dem IT-Entwicklungspartner COCUS aus Düsseldorf verantwortlich.
Von den Vorteilen profitieren Kunden und Mitarbeiter:innen gleichermaßen. „Insbesondere unsere Auftraggeber profitierten von einer besseren Planbarkeit und Aufrechterhaltung ihrer Supply Chain, ohne dass sie selbst aktiv den Seeschiffsdaten hinterherrecherchieren müssten. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird der Zugang zu den für die Planung relevanten Daten enorm vereinfacht. Gerade in der aktuellen Zeit, in der für unsere Planungs-Teams die sich ständig ändernde Marktlage eine hohe Belastung ist, stellt das neue Tool einen großen Mehrwert dar“, berichtet Möller. Zudem können Lagerkosten und zusätzliche Transportkosten reduziert werden. Diese entstehen, wenn die Ladungen am Seeterminal nicht angenommen werden, weil das entsprechende Seeschiff noch nicht in der Bearbeitung ist.
Bildquelle: HSL
Infokasten: Auftragsübermittlung per Schnittstelle
Der Kunde hat bei HSL die Möglichkeit, Auftragsdaten per EDI-Schnittstelle zu übermitteln. Dieser automatisierte Weg wird künftig als Alternative zur Auftragsübermittlung per E-Mail, PDF oder anderen Formaten angeboten. Die erste generische EDI-Schnittstelle wurde kürzlich mit einem Pilotkunden mit einem hohen Auftragseingang in Betrieb genommen. Das Feedback war durchweg positiv: weniger Fehler, zeitnahe Rückmeldung, zeitliche Entlastung sowie daran gekoppelte Statusmeldungen entlasten die Operative.