AUS DEN NIEDERLASSUNGEN

Zwei Standorte, die verbinden

Wer die Nähe von Kehl und Strasbourg erleben will, steigt in die Tram. Die Linie D verbindet die deutsche und französische Rheinseite in gut 15 Minuten. Oder man fragt die Kolleginnen von Haeger & Schmidt Logistics (HSL), Evelyne Hum und Valérie Wiedemann, welche die grenzüberschreitende logistische Achse täglich leben. 

Die beiden Französinnen arbeiten fast 20 Jahre innerhalb der Haeger & Schmidt Gruppe zusammen, und zwar beiderseits des Rheins. Evelyne Hum hat eine Doppelfunktion inne: Sie ist die Geschäftsführerin der HSL-Niederlassung in Strasbourg und des Unternehmens ETK Kehl, an dem HSL und Klumpp + Müller zu jeweils 50 Prozent beteiligt sind. Valérie Wiedemann leitet den Vertrieb bei HSL auf französischer Seite. Die beiden verstehen sich als Duo: „Operativ treten wir als Team auf, beispielsweise auf der französischen Logistikmesse SITL.“ Seite an Seite präsentieren sie dort und auf anderen Kongressen, Fachausstellungen und bei Kunden ihre nachhaltigen Transportlösungen.

Trimodalität als Alleinstellungsmerkmal
Hum umreißt das Konzept: „Wir sind auf intermodale Hinterlandverkehre zwischen dem Oberrhein auf der deutschen und französischen Seite und den Seehäfen Rotterdam/Antwerpen spezialisiert. Unser Alleinstellungsmerkmal in der Oberrhein-Region ist, dass wir alle Transporte trimodal per Bahn, Barge und Lkw-Direktverkehr organisieren können.“ In einem Einzugsgebiet von etwa 200 km rund um Kehl/Strasbourg werden die Waren abgeholt oder zugestellt. Beliebte Importwaren sind Konsumgüter, Möbel, Elektronikartikel sowie Teile für die Automobilindustrie. Exportiert werden in großen Mengen unter anderem Stamm- und Rundhölzer, Papier, Brauereiprodukte sowie Maschinenteile. 

Die Umschlagmengen beziffert Hum mit 70.000 TEU jährlich für beide Standorte, die sich etwa hälftig zusammensetzen. Gleiches gilt für den Umsatz, der insgesamt bei etwa 20 Mio. Euro liegt. Erzielt werden diese Zahlen zu jeweils einem Drittel durch die fast täglichen Linienverkehre per Bahn und Binnenschiff sowie dem Lkw-Direktverkehr. Alle Ganzzüge starten und enden in Kehl: Das sind vier Abfahrten pro Woche und Richtung mit einer Kapazität von 92 TEU pro Zug. Die Schiffe laufen die Häfen auf beiden Rheinseiten an und können als Koppelverband etwa 300 TEU fassen. Die Besonderheit in Kehl ist, dass ETK dort neben den speditionellen Tätigkeiten auch das Containerterminal für den Bahn- und Schiffsumschlag inklusive der dortigen Leercontainerdepots betreibt. 

Valérie Wiedemann (l.) und Evelyne Hum (r.) sind ein eingespieltes Team. Sie verstehen sich als Duo und beraten oft gemeinsam – beispielsweise auf der französischen Logistikmesse SITL. Bildquelle: HSL

Zusätzliches Volumen durch Direktverkehre
Besonders stolz sind Hum und Wiedemann auf die Lkw-Direktverkehre, die sie gemeinsam mit dem Wissen und der Erfahrung von Julien Werle (HSL-Leiter Direkt Truck in Strasbourg) etabliert und aufgebaut haben. Angesiedelt sind diese in Strasbourg. Wiedemann berichtet: „Auslöser war die langanhaltende Niedrigwasserperiode 2018, aufgrund derer die Mengen auf dem Rhein einbrachen. Gemeinsam entwarfen wir ein Konzept für Lkw-Direktverkehre, um die Flexibilität zu erhöhen und den Kunden eine alternative Lösung zu bieten. Wir starteten mit einem Kollegen und fünf Lkw. Heute haben wir sechs Mitarbeitende, die 45 Lkw disponieren.“ Sie bewegen etwa ein Drittel der Gesamtmenge. Wichtig ist Wiedemann, dass es sich bei um zusätzliches Volumen handelt. 

Das Team in Kehl hat zwei Hüte auf. Neben den speditionellen Tätigkeiten betreiben die Kolleg:innen auch das Containerterminal für den Bahn- und Schiffsumschlag inklusive der dortigen Leercontainerdepots. Bildquelle: HSL 

Die Zukunft für nachhaltige Verkehre in der Oberrheinregion sehen die beiden Logistikerinnen primär auf der Bahn, insbesondere wegen der volatilen Wasserstände auf dem Rhein. Sowohl auf deutscher als auch französischer Seite wird in die Bahninfrastruktur investiert. Der Hafen Strasbourg will bis 2030 seine Kapazität verdoppeln. „Auf dem neu geplanten Bahnterminal sollen auch Trailer abgefertigt werden können“, berichtet Hum und denkt weiter, „damit wäre auch für uns der Einstieg in die Entwicklung solcher Verkehre möglich.“ Doch während das noch Zukunftsmusik, füllt sich ein neuer intermodaler Standort gerade mit Leben, der auch von dem Duo betreut wird. 

Leercontainerdepot in Lauterbourg eröffnet
Wenn Wiedemann und Hum gemeinsam auf Messen das Portfolio zeigen, wie kürzlich auf der SITL, fällt auch der Name eines weiteren Standortes: Lauterbourg.  An dem 2021 in Betrieb genommenen Lauterbourg Rhine Terminal (LRT) ist auch HSL beteiligt. Die beiden Managerinnen vermarkten das Terminal mit, das über eine Umschlagkapazität von 80.000 TEU verfügt und trimodal ausgelegt ist. Über den aktuellen Stand sagt Hum: „LRT etabliert sich zusehends. Eine namhafte deutsche Reederei hat ein Leercontainerdepot eröffnet. Wir hoffen, dass weitere Carrier folgen.“ Auch mit Blick auf die Standorte Kehl und Strasbourg ist die Managerin für 2024 optimistisch: „Wie es aktuell aussieht, werden wir unser Ziel, die gleichen Mengen wie 2023 abzuwickeln, übertreffen.“

Das Team in Strasbourg, das sich in den vergangenen Jahren verdoppelt hat, ist bereit für den Umzug. Sie freuen sich auf das neue Raumkonzept in einem historischen Haus am Hafeneingang von Strasbourg. Bildquelle: HSL

HSL-Strasbourg zieht um
Der Erfolg von Wiedemann und Hum lässt sich auch an dem wachsenden Team ablesen. In den vergangenen sieben Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl in Strasbourg von sechs auf dreizehn verdoppelt. Nun sind die bisherigen Räumlichkeiten zu klein. Hum hat eine repräsentative Alternative gefunden. „Im Sommer ziehen wir in ein frisch renoviertes historisches Haus am Hafeneingang. Das wird ein Arbeitsplatz, an dem man sich wie zu Hause fühlt“, schwärmt sie. 

Evelyne Hum im Porträt
Über mich …
52 Jahre, 30 Jahre Erfahrung im Containertransport und Management
Das ist mir in meiner Position besonders wichtig …
vertrauensvoller und respektvoller Umgang auf allen Ebenen – sowohl im Umgang mit der HSL-Geschäftsführung, als auch mit den Mitarbeitenden. Für das Arbeitsumfeld ist mir eine positive und optimistische Stimmung wichtig.
So bin ich zur Logistik gekommen …
bei meiner Berufsentscheidung standen für mich die Sprachen im Vordergrund – neben Französisch kommuniziere ich täglich auf Deutsch und Englisch … deswegen passt internationaler Transport perfekt zu mir.
Mein bewegendster Moment bei HSL …
als Valérie und ich die Agentur in Strasbourg im Jahr 2006 eigenständig eröffnet haben und uns durch unser starkes Netzwerk schnell etablieren konnten.
Wenn ich nicht in der Logistik arbeiten würde, wäre ich …
Innenarchitektin
Frauen, die in der Logistik Karriere machen wollen, rate ich …
niemals zweifeln, einfach vorangehen, neugierig sein und keine Angst haben, viel zu arbeiten und immer offen sein, um Neues zu lernen.
Nach der Arbeit trifft man mich …
auf verschiedenen Veranstaltungen (z. B. Propeller Club), die mit Transport zu tun haben, aber auch in einem guten Restaurant mit Kunden oder Freunden bei einem Glas Wein.
 

Valérie Wiedemann im Porträt
Über mich …
48 Jahre, seit 26 Jahren in der Transportbranche, Stärken: Vertrieb, Lkw-Dispo, Lagerlogistik
Das ist mir in meiner Position besonders wichtig …
Team Spirit & Teamarbeit, dass alle an einem Strang ziehen. Ich schätze die Freiheit und das Vertrauen der Geschäftsführung in unsere Projekte, Ideen und Entscheidungen.
So bin ich zur Logistik gekommen …
während meines BWL-Studiums habe ich ein Praktikum bei einem Transportunternehmen gemacht. Es folgten Sommerjobs und meine erste richtige Stelle bei der Firma. So startete meine Begeisterung für Logistik, die bis heute anhält.
Mein bewegendster Moment bei HSL …
war die Beteiligung an der Gründung und Entwicklung der Lkw-Direktverkehre gemeinsam mit Evelyne und Julien.
Wenn ich nicht in der Logistik arbeiten würde, würde ich …
Bio-Brot in einem historischen Steinofen backen und eine kleine Bäckerei in einem hübschen Dorf haben. Im Bereich Logistik würde ich eines Tages gerne humanitäre Konvois organisieren.
Frauen, die in der Logistik Karriere machen wollen, rate ich …
nie aufzugeben, nie zu verzagen und immer nach vorne zu schauen. Frauen sind kreativ, können mehrere Dinge gleichzeitig tun. Sie werden immer in der Lage sein, auch die verrücktesten Projekte zu Ende zu bringen.
Nach der Arbeit trifft man mich …
im Fitnessstudio, im Park beim Laufen, im Kino, im Museum, bei Aufführungen, mit meiner Tochter oder mit Freunden.
 


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